Eine Reise durch Zeit und Gedanken: „Bewegte Zeit“ von Horst Meister

Ein ergreifendes Kaleidoskop aus Zeichnungen und Lyrik.
Von Booktokerin und KM-Redakteurin Luisa Müller

Rezension – In seinem Werk „Bewegte Zeit“ entführt uns Horst Meister, der vielseitige Viersener Künstler, auf eine bewegende Reise durch die Jahre 2010 bis 2015. Diese Sammlung von Zeichnungen und Texten, die in den Tagebüchern des Autors entstanden sind, bietet einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt eines Künstlers, der mit seiner Kunst die Menschen zum Nachdenken anregen möchte. Das Taschenbuch, veröffentlicht im Kater Literaturverlag, umfasst 168 Seiten und kostet 15,00 Euro (ISBN: 978-3-944514-22-2).

Horst Meister ist nicht nur Maler und Bildhauer, sondern auch ein scharfsinniger Beobachter und Kritiker seiner Zeit. Seine Zeichnungen und Texte spiegeln eine intensive Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen wider. In „Bewegte Zeit“ wird der Kampf gegen Stillstand und Resignation deutlich: Meister nutzt seine Kunst um gegen die Arroganz und Dummheit der Menschen anzukämpfen. Seine satirischen und lyrischen Werke zeigen, dass er die Hoffnung nicht aufgegeben hat, dass Kunst die Kraft besitzt, die Menschen wachzurütteln.

Die Tagebuchnotizen von Meister sind durchzogen von einer Stimmung des Aufbegehrens und der Reflexion. Ein Zitat von Kurt Tucholsky, das er in seinem Buch aufgreift, gibt den Ton an: „Es sind bewegte Zeiten. Ich träume dann immer so schlecht.“ Diese Worte beschreiben treffend die emotionale Intensität, die in Meisters Werken spürbar ist. Seine Zeichnungen entwickeln sich meist aus einer Linie heraus und offenbaren einen tiefgründigen Humor, der trotz aller Ernsthaftigkeit immer wieder aufblitzt.

Besonders bewegend ist die enge künstlerische Zusammenarbeit von Horst Meister und seiner Frau, der Schauspielerin Almut Grytzmann. Seit ihrer Begegnung im Jahr 1969 sind die beiden unzertrennlich und bereichern die Kunstszene gemeinsam. Grytzmann brachte Meisters Texte mit viel Gefühl und Verständnis auf die Bühne, während Meister ihre literarischen und kabarettistischen Programme inszeniert. Diese Symbiose zeigt sich auch in „Bewegte Zeit“, wo die Liebe und der Humor als ewige Hoffnungsschimmer weiterglühen.

Meister, der 1937 geboren wurde, hat eine bewegte Biografie. Besonders sein Einsatz für die Annäherung jüdisch und christlich geprägter Kulturen hat einen großen Teil seiner künstlerischen Arbeit geprägt. Sein Werk „Ein Engel für Jerusalem“ ist ein eindrucksvolles Zeugnis dieses Engagements. In „Bewegte Zeit“ setzt er seinen Kampf fort: „Solange du noch Zähne hast, beiß zu! Solange du noch Hass empfindest, such den Streit!“ Diese kämpferische Haltung erinnert stark an Tucholsky und zeigt Meisters unermüdlichen Einsatz gegen Bequemlichkeit und Passivität.

„Bewegte Zeit“ von Horst Meister ist mehr als nur eine Sammlung von Zeichnungen und Texten. Es ist ein leidenschaftlicher Appell an die Menschlichkeit und ein Aufruf, sich gegen Stillstand und Ignoranz zu wehren. Für 15,00 Euro erhält der Leser ein Werk, das nicht nur durch seine künstlerische Qualität besticht, sondern auch durch seine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Herausforderungen unserer Zeit. (lm)

Foto: Kultur-macht