Wer kennt sie nicht, die unzertrennlichen Bilderbuch-Figuren Pettersson und Findus? Nicht nur unter Kindern haben der schwedische Farmer und sein Kater mittlerweile Kultstatus erreicht – auch bei vielen Erwachsenen sind die beiden der Hit.
Literatur – Allein in Deutschland wurden über 9,4 Millionen Pettersson und Findus-Produkte verkauft. Die Geschichten wurden in 29 Sprachen übersetzt. Pettersson und Findus stehen im Mittelpunkt der wimmelig illustrierten, humorvollen Bilderbücher. Seit 1984 sind neun Bilderbuchbände, mehrere Sach- und Pappbilderbücher sowie Hörbücher erschienen, die auf Deutsch alle im Verlag Friedrich Oetinger lieferbar sind.
Interview mit Sven Nordqvist zu 40 Jahre Pettersson und Findus
„Also bekam er eine Katze, weil ich früher selbst Katzen hatte und eine Katze die Geschichte nicht so sehr stören würde, dachte ich. Aber es kam dann ganz anders….“
Wie ist die Idee zu Pettersson und Findus entstanden?
Pettersson und Findus entstanden mit dem Buch „Eine Geburtstagtorte für die Katze“. Das Buch sollte von einer Sache handeln, die mir schon oft aufgefallen war – dass man, wenn man etwas tun will, oft zuerst etwas anderes tun muss. Und um diese andere Sache zu tun, muss man zuerst etwas noch anderes tun, und so weiter. Schließlich tut man etwas, das scheinbar nichts mit der ersten Sache zu tun hat. Und dann muss man den ganzen Weg zurückgehen, bevor man das tun kann, was man eigentlich tun wollte. So ist es auch in „Eine Geburtstagstorte für die Katze“.
Dafür brauchte ich eine Person und einen Schauplatz. Ich wählte einen alten Mann in einem kleinen Haus auf dem Land, weil es mir nahe liegt. Ich hätte selbst dieser alte Mann sein können. Und er brauchte jemanden, mit dem er reden konnte, denn der Text ist lustiger, wenn es Dialoge gibt. Also bekam er eine Katze, weil ich früher selbst Katzen hatte und eine Katze die Geschichte nicht so sehr stören würde, dachte ich. Aber es kam dann ganz anders…
Es war also nicht geplant, eine Buchreihe mit diesen Figuren zu machen. Es sollte nur dieses eine Buch sein. Danach habe ich zwei ganz andere Bücher geschrieben, bevor die Verleger meines schwedischen Verlages meinten, ich sollte noch ein Buch über Pettersson und Findus schreiben. Zuerst wollte ich das nicht, weil Fortsetzungen in der Regel nicht so gut ankommen. Aber dann dachte ich, es wäre schön, sie wieder zu besuchen, und so schrieb ich „Ein Feuerwerk für den Fuchs“. Und dann ging es los, und danach gab es eine Menge Pettersson.
In diesem Jahr feiern wir das 40-jährige Jubiläum von „Pettersson und Findus“. Was, glauben Sie, ist das Erfolgsgeheimnis der Geschichten?
Viele Leser*innen haben gesagt, dass sie die Bilder mit all den kleinen Details mögen. Ich glaube auch, dass viele Kinder gerne so leben würden wie Findus, in einer sicheren Umgebung auf dem Land mit einem Erwachsenen, der ihn mag und immer da ist. Sie unternehmen viel zusammen, aber da er eine Katze ist, kann er tun, was er will, er ist frei und hat gleichzeitig seinen festen Platz bei Pettersson. Es ist eine kleine, freundliche, idyllische Welt, und wenn es ein Problem gibt, wird es am Ende gelöst.
Wir haben gehört, dass Sie nicht mehr so sehr daran interessiert sind, eine neue Geschichte über Pettersson und Findus zu schreiben. Was ist der Grund dafür?
In der Zeit, als ich am intensivsten an Pettersson-und-Findus-Büchern gearbeitet habe, waren meine Söhne noch klein. Besonders von meinem ältesten, Jesper, habe ich viel darüber gelernt, was Kinder tun und wie sie denken. Außerdem lebten wir auch auf dem Land und hatten Hühner und eine Schreinerwerkstatt, in der ich oft verschiedene Dinge baute. Damals war es einfacher, neue Ideen zu bekommen, weil mich so viele Dinge daran erinnerten, wie Pettersson lebt. Als die Kinder erwachsen waren, verschwand der Teil meines Lebens, in dem ich ein kleines Kind gehabt hatte, das immer da war.
Und nachdem ich all die Mucklas und lustigen kleinen Details so oft gezeichnet hatte, fühlte es sich an, als würde ich mich nur wiederholen und meine eigenen Bilder nachzeichnen. Es sollte ja in allen Büchern die gleiche Umgebung und die gleiche Art von Details sein, fand ich. Aber ich wollte andere Bilder machen. So entstand schließlich „Wo ist meine Schwester?“. Dann gab es noch ein paar kleinere Pettersson-und-Findus-Bücher, für die Oetinger oder mein schwedischer Verlag Opal Vorschläge gemacht haben. Aber je älter ich werde, desto schwerer fällt es mir, die Lust am Zeichnen und Malen wiederzuerwecken. Früher hat es mehr Spaß gemacht.
Das Interview führte Judith Kaiser im Juli 2024.