Die Absurdität des Seins: Eine Reise in die Leere mit Camus ‚Der Fremde‘

Albert Camus Klassiker „Der Fremde“ führt den Leser in die karge Welt des Protagonisten Meursault, dessen emotionale Kälte und Gleichgültigkeit ihn zu einer der faszinierendsten und zugleich beunruhigendsten Figuren der Literatur macht.
Von Booktokerin und KM-Redakteurin Luisa Müller

Rezension – Das Buch beginnt mit dem berühmten Satz: „Heute ist Mama gestorben. Oder vielleicht gestern, ich weiß es nicht.“ Schon hier wird deutlich, dass Meursaults Beziehung zur Welt eine sonderbare und distanzierte ist.

Camus gelingt es meisterhaft, die existenzielle Absurdität des Lebens durch die Augen von Meursault darzustellen. Die Handlung, die an der nordafrikanischen Küste spielt, ist geprägt von der drückenden Hitze und der unerbittlichen Sonne, die Meursault oft als lähmend empfindet. Diese Hitze wird zu einem Symbol für die überwältigende und sinnentleerte Realität, der Meursault sich ausgesetzt sieht.

Meursaults Unfähigkeit, nach den gesellschaftlichen Erwartungen zu leben – sei es bei der Beerdigung seiner Mutter oder im Umgang mit seiner Freundin Marie – führt letztlich zu seiner Isolation und zum schicksalhaften Mord an einem namenlosen Araber. Camus zeigt hier die Willkürlichkeit und Sinnlosigkeit des menschlichen Handelns in einer Welt ohne tiefere Bedeutung.
Der eigentliche Höhepunkt des Buches liegt jedoch in Meursaults Prozess, wo seine Gleichgültigkeit gegenüber sozialen Normen und seine unkonventionelle Ehrlichkeit ihn letztlich zum Tode verurteilen. In seiner finalen Erkenntnis der Absurdität des Lebens und der Akzeptanz seines Schicksals ohne Illusionen spiegelt sich Camus Philosophie des Absurden wider.

„Der Fremde“ ist mehr als nur eine Geschichte über einen Mord; es ist eine tiefgreifende Untersuchung der menschlichen Existenz und ihrer Absurdität. Camus fordert den Leser auf, die konventionellen Vorstellungen von Sinn und Moral zu hinterfragen und sich mit der Unvermeidlichkeit des Todes und der Freiheit des menschlichen Willens auseinanderzusetzen.

Dieses Buch bleibt auch Jahrzehnte nach seiner Erstveröffentlichung relevant und beeindruckend. „Der Fremde“ ist eine unerschütterliche Meditation über die Leere und den Sinn des Lebens, die dazu einlädt, das eigene Dasein in Frage zu stellen und neue Perspektiven zu entwickeln. Camus meisterhaftes Werk ist eine unvergessliche Reise in die Tiefen des menschlichen Bewusstseins, die jeden Leser nachhaltig prägen wird. (lm)

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