Ein junger Ritter zieht sein Schwert. Zwei Elfen reichen sich die Hände. Im Hintergrund spielt eine Geige, während ein Steampunk-Tüftler an seinem dampfbetriebenen Apparat schraubt. Es ist nicht der Beginn eines Films – es ist der ganz reale Eindruck, den Besucher am vergangenen Wochenende in Mondo Verde gewinnen konnten.
Von KM-Redakteurin Sabrina Köhler
Kunst & Kultur – Denn am 14. und 15. Juni fand dort die 8. Ausgabe von „El Mundo Fantasia“ statt – und entführte Tausende in eine Welt, die sich mutig zwischen Fiktion und Realität bewegt.
Bereits am Parkeingang war klar: Hier geht es nicht um Alltag. Bunte Perücken, kunstvoll verzierte Rüstungen, viktorianische Kleider mit Zahnrädern, Flügeln und Federn bestimmten das Bild. Überall wurde gelächelt, posiert, gestaunt. El Mundo Fantasia ist kein klassisches Festival – es ist ein kreatives Miteinander. Ein Ort, an dem jeder willkommen ist, solange er oder sie die Lust auf das Anderssein mitbringt.

Die Kulisse hätte passender kaum sein können. Mondo Verde, ein liebevoll gestalteter Familienpark mit Gärten aus aller Welt, verwandelte sich für zwei Tage in einen offenen Spielplatz für Fantasie. Zwischen dem chinesischen Pavillon, italienischen Villenrepliken und afrikanischen Lehmhütten begegneten sich fiktive Kulturen und echte Menschen – vereint durch eine gemeinsame Leidenschaft.
Wer durch das Gelände schlenderte, konnte viel erleben: Live-Musik auf kleinen Bühnen, spontane Performances, Walk-Acts, Vorträge und kreative Workshops zum Thema Cosplay und Requisitenbau. Ein großer Markt bot handgemachte Schmuckstücke, Lederwaren, Stoffe, Bücher, Spiele und seltene Sammlerstücke an. Für viele Fans ist das nicht nur Freizeit – es ist Teil ihrer Identität.

Besonders beeindruckend: die Vielfalt des Publikums. Kinder in Superheldenkostümen liefen Hand in Hand mit Großeltern, die begeistert fotografierten. Jugendliche Anime-Fans diskutierten mit Fantasy-Veteranen, und aus fast jedem Winkel des Parks hörte man Lachen, Lob und: „Wow, hast du das gesehen?“
Der Freizeitpark selbst war dabei weit mehr als nur Kulisse. Mondo Verde, 2007 neu belebt durch die Familie van der Honing, bot mit seinen weitläufigen Wegen, schattigen Plätzen und tierischen Bewohnern die perfekte Balance zwischen Action und Entspannung. Viele Familien nutzten die Gelegenheit, nach der Cosplay-Parade eine Pause bei den weißen Tigern oder in den tropischen Gärten einzulegen.
Was bleibt, ist ein Wochenende voller Eindrücke – und ein Gefühl von Gemeinschaft. Denn El Mundo Fantasia war nicht nur ein Festival für eine Subkultur. Es war ein Ort, an dem Generationen, Genres und Geschichten nebeneinander existierten. Ein Ort, an dem es normal ist, anders zu sein. Und vielleicht, so schien es beim Abschied am Sonntagabend, waren die Kostüme gar nicht das Außergewöhnlichste – sondern der offene, respektvolle Umgang miteinander. Bis nächstes Jahr, El Mundo. Wir träumen weiter. (sk)
