Mit 18 Veranstaltungen auf der TRADUKI-Kafana (Halle 4/D403) sowie verschiedenen politischen Diskussionen bringt das multinationale Literaturnetzwerk TRADUKI Südosteuropa nach Leipzig.
Literatur – Mehr als 15 Autor:innen aus Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kosovo, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Rumänien, Serbien und Slowenien werden live zu erleben sein – darunter Asja Bakić, Mircea Cărtărescu, Zdravka Evtimova, Edo Popović, Faruk Šehić und Tanja Stupar Trifunović.
Für den Titel Sprache, Pass und zwei, drei Fotos hat sich TRADUKI bei der nordmazedonischen Autorin Lidija Dimkovska inspirieren lassen. In ihrem Gedicht „Das Land, das zerfällt“ zählt sie auf, was auf die Schnelle „eingesteckt“ wird, wenn überstürzt das Heim – und oft die Heimat – verlassen werden muss: die Sprache, der Pass und zwei, drei Fotos. TRADUKI widmet sich der Flucht – aber auch dem Ankommen und Bleiben; der Reparatur der Überlebenden, den stillen, oftmals klammen Zwischenräumen zwischen den Menschen und Generationen, und der abgrundtiefen Kluft zwischen Kriegsverbrechen und deren Opfern.
HIGHLIGHTS aus dem TRADUKI-Programm in Leipzig 2025
Donnerstag, 27. März 2025, 14.00 Uhr, TRADUKI Kafana (Halle 4, D403)
Metallische Igel und humane re.volver. Junge rumänische Lyrik – von außen nach innen & vice versa │ Moderation: Alexandru Bulucz
Metallische Igel (Ü: Alexandru Bulucz, Edition Fototapeta) ist der neue Gedichtband der Lyrikerin Moni Stănilă. Er durchleuchtet, wie die Wirklichkeit die bedrohlichsten und absurdesten Schatten auf die persönlichsten Interessen wirft. Mit ihren Gedichten in re.volver (Ü: Manuela Klenke, parasitenpresse) begibt sich die Lyrikerin Livia Ştefan auf einen weiten persönlichen Weg: Sie schreibt sich zurück ins Trauma – und wieder hinaus.
Freitag, 28. März 2025, 13.00 Uhr, TRADUKI Kafana (Halle 4, D403)
Projektoren, Projektionen und staatstragende Pudel. Zwei Weggefährten im Gespräch über Winnetou, implodierte und explodierte Staaten │ Moderation: Katy Derbyshire
Von Leipzig bis Belgrad, von der DDR bis zur Volksrepublik Jugoslawien, vom Leinwandspektakel bis zum Abenteuerroman: In Die Projektoren (S. Fischer Verlag) erzählt Clemens Meyer von unserer an der Vergangenheit zerschellenden Gegenwart. Wo einst die Winnetou-Filme gedreht wurden, finden Jahrzehnte danach Kämpfe der Jugoslawienkriege statt. Eine psychiatrische Klinik ist bei Meyer ebenso Schauplatz wie im neusten Buch des kroatischen Autors Edo Popović Der Pudel des Staatsführers (Ü: Mascha Dabić, Voland & Quist). Er gilt als Kroatiens Stimme der gesellschaftlichen Transformation. Popović und Meyer sinnieren gemeinsam über die Zeit, Veränderung, den Tod und vor allem über das Leben.
Freitag, 28. März 2025, 14:00 Uhr, Café Europa (Halle 4, E301)
Lithium aus Serbien. Europas grüner Deal oder schmutziges Geschäft?
Mit: Florian Bieber, Bojana Novaković, Stefan Rössel │ Moderation: Dirk Auer
Europa benötigt Lithium für die Energiewende und den Umstieg auf E-Mobilität. Und Serbien? Hat das „Glück“, auf einem der größten Vorkommen des begehrten Rohstoffs zu sitzen. Der geplante Lithium-Abbau im Jadar-Tal ist hochumstritten. Im vergangenen Sommer protestierten Zehntausende gegen das Projekt. Haben sie Recht mit ihrer Befürchtung, dass Serbien zur Rohstoffkolonie Europas degradiert wird? Welche Auswirkungen hat die europäische Unterstützung auf das ohnehin fragile Image der EU in Serbien?
Freitag, 28. März 2025, 15.00 Uhr, TRADUKI Kafana (Halle 4, D403)
Es schwant mir … Gutes? Kurzbeschreibung: Frauenschicksale, Frauenliebe und Maulwurfsblut │ Moderation: Jörg Plath
In Seit ich einen Schwan gekauft habe (Ü: Marie Alpermann, eta Verlag) erzählt Tanja Stupar Trifunović poetisch über die heimliche Liebe zwischen einer 20- und einer 45-jährigen Frau im heutigen Bosnien und Herzegowina. Die Frauen in Zdravka Evtimovas Kurzgeschichten in Maulwurfsblut (Ü: Andreas Tretner, Alexander Sitzmann und Elvira Bormann-Nassonowa, eta Verlag) sind ungemein körperlich und zugleich nicht ganz von dieser Welt.
Samstag, 29. März 2025, 14.00 Uhr, Forum Globale Perspektiven (Halle 4, E305)
Bosnien und Herzegowina 30 Jahre nach Dayton. Ein Land auf der Suche nach europäischer Normalität
Mit: Taina Tervonen, Senad Pećanin, Lejla Kusturica │Moderation: Vedran Džihić
Vor 30 Jahren ging der blutige Krieg in Bosnien und Herzegowina zu Ende. Die Narben des Krieges haben sich tief in die bosnische Seele eingeschrieben. Zugleich suchen so viele im Land nach einer neuen Normalität. Lassen sich die Wunden des Krieges heilen, die (Über)Lebenden reparieren? Eine Autorin, ein Journalist und Menschenrechtsanwalt und eine Aktivistin loten es aus. Die Veranstaltung findet auf Englisch statt.
Außerdem finden auf der TRADUKI Kafana-Bühne weitere Veranstaltungen statt, u.a. mit Faruk Šehić, Ana Marwan und Florian Valerius AKA Literarischer Nerd.
Samstag, 29. März 2025, 20.00 Uhr, UT Connewitz
Balkannacht. Literatur und Musik im UT Connewitz
Im legendären UT Connewitz wird abends dann die vielstimmige Literatur Südosteuropas gefeiert. Für Musik sorgt der großartige und provokante queere Künstler Ivo Dimchev. Mit Die Projektoren (S. Fischer) von Clemens Meyer richten wir unseren Blick auf die Winnetou-Drehorte im ehemaligen Jugoslawien, wandern an der Seite von Mircea Cărtărescu im Roman Theodoros (Ü: Ernest Wichner, Zsolnay Verlag) von Magdala bis an die kalifornische Pazifikküste, streifen mit Emanuil A. Vidinski durch die Gänge und Hallen eines deutschen Internats, streichen – geleitet von Nadija Rebronjas fachsicherer Hand – über die Klaviertasten ihres schmalen Buches 88 Tasten (Ü: Andrea Stanek und Jan Dutoit, edition taberna kritika), folgen Asja Bakić im Erzählband Leckermäulchen (Ü: Alida Bremer, Verbrecher Verlag) in außerirdische Sphären und in die Welt der Künstlichen Intelligenz, bis wir mit Tamara Štajners Protagonistinnen aus Raupenfell (Das Wunderhorn) von Porto über Ljubljana und Wien an der Adriaküste landen.
Das gesamte Programm von TRADUKI unter: https://traduki.eu/leipzig-2025/ (opm)