Klanggewitter der Extraklasse: Jerry Harrison & Adrian Belew live in Köln

Was passiert, wenn zwei Giganten der Rockmusik eine Bühne teilen? Am vergangenen Freitagabend im Carlswerk Victoria lieferten Jerry Harrison (Talking Heads) und Adrian Belew (King Crimson) die Antwort – und zwar mit Nachdruck. Im Rahmen ihrer Remain In Light 2025-Tour entfachten sie mit einer hochkarätigen Band ein musikalisches Feuerwerk, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des progressiven Rock nahtlos verband.
Von KM-Redakteurin Sabrina Köhler

Musik – Schon beim ersten Song war die Richtung klar: Hier geht es nicht um das bloße Wiederaufwärmen alter Hits. Stattdessen präsentierten Harrison und Belew ein dynamisches, modernes Konzert, das die Klassiker ihrer Karrieren mit frischer Energie und experimenteller Spiellust auflud. Dabei stand das Remain in Light-Album der Talking Heads im Zentrum – ein Werk, das 1980 seiner Zeit weit voraus war und 2025 aktueller denn je klingt.

Foto: Kultur-macht/Sabine Jandeleit

Adrian Belew zeigte sich einmal mehr als Grenzgänger an der Gitarre – mal klangmalerisch, mal rhythmisch messerscharf, immer unverwechselbar. Jerry Harrison wiederum hielt das musikalische Fundament zusammen, steuerte Keyboards, Gitarre und seine markante Präsenz bei. Songs wie „Born Under Punches“ und „The Great Curve“ gerieten zur rhythmischen Ekstase, während Titel wie „Listening Wind“ durch ihre atmosphärische Dichte Gänsehaut erzeugten.

Die Band – zusammengesetzt aus internationalen Spitzenmusikern – agierte wie ein eingespielter Organismus. Kein Ton zu viel, kein Moment verschenkt. Besonders die Percussion-Sektion trug dazu bei, die repetitiven, tranceartigen Strukturen des Talking-Heads-Sounds auf die Bühne zu bringen – mit einer Wucht, die körperlich spürbar war.

Im Publikum tummelten sich Musikliebhaber aller Altersgruppen – von ehemaligen Punk- und New-Wave-Fans bis hin zu jüngeren Konzertgängern, die den Sound dieser Ära vielleicht nur von Vinyl oder Streamingdiensten kannten. Doch an diesem Abend zählte nur eines: die unmittelbare, rohe Kraft der Live-Musik. Die Reaktionen reichten von ausgelassenem Tanzen bis zu andächtigem Lauschen. Es war, als würde man ein legendäres Kapitel Musikgeschichte neu erleben – nicht aus der Distanz, sondern mitten im Geschehen.

Was bleibt, ist weit mehr als Nostalgie. Jerry Harrison und Adrian Belew lieferten mit ihrer Show in Köln einen eindrucksvollen Beweis dafür, dass große Musik sich ständig weiterentwickelt – und dabei nichts an Relevanz verliert. Wer an diesem Abend dabei war, durfte nicht nur zuhören, sondern Teil eines einzigartigen Moments sein, in dem Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschmolzen. Musik lebt – wenn sie mit solch kompromissloser Leidenschaft gespielt wird. (sk)

Foto: Kultur-macht/Sabine Jandeleit