Ein Sommerabend voller Geschichten, Erinnerungen und neuer Energie in Geldern-Walbeck.
Von KM-Redakteurin Nadja Becker
Musik – Ein Freibad, das sich für eine Nacht in ein Festivalgelände verwandelte: Das Waldfreibad war am Dienstagabend Schauplatz eines Konzerts, das vielen noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Fury in the Slaughterhouse gaben sich beim Geldern Open Air die Ehre – und machten deutlich, warum sie seit fast vier Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Rockbands des Landes zählen.

Von Anfang an zeigten Fury, dass sie ihre eigene Geschichte mit einem Augenzwinkern tragen. Sänger Kai Wingenfelder nutzte die aufgestellten Sessel auf der Bühne regelmäßig, um kurz durchzuatmen, während sein Bruder Thorsten trocken anmerkte, dass die Band in zwei Jahren schon 40 wird. Gitarrist Christof Stein-Schneider griff derweil beherzt zum Kühlschrank auf der Bühne: „Ganz schön trockene Luft hier in Geldern“, kommentierte er lachend, bevor er sein Bier öffnete.
Das Publikum, viele in den 40ern und 50ern, nahm die selbstironischen Momente ebenso dankbar auf wie die großen Hymnen. Es war weniger ekstatisch, dafür umso herzlicher – ein Klassentreffen der Generation, die mit Fury groß geworden ist.
Der Einstieg ins Konzert war noch zögerlich. Ein schräger Countdown mit Flötenversion der 20th-Century-Fox-Fanfare irritierte mehr, als dass er Spannung aufbaute. Doch nach den ersten Songs war die anfängliche Zurückhaltung verflogen. Mit Klassikern wie „Radio Orchid“ und „Won’t Forget These Days“ zündete die Stimmung endgültig, das Freibad wurde zum Chor, und selbst die, die sich sonst zurückhielten, sangen aus voller Kehle.

Besonders stark wirkte der Abend in den Momenten, in denen Fury Gegenwart und Vergangenheit verbanden. Bei „Every Generation“ liefen politische Bilder von Trump, Musk und der AfD über die Leinwand, und bei „Trapped Today, Trapped Tomorrow“ legte Gero Drnek ein Solo hin, das Gänsehaut auslöste. Neue Songs wie „Sorrowland“ oder ein unveröffentlichter Titel zeigten: Fury sind keine Nostalgie-Truppe, sondern eine Band, die weiterhin etwas zu sagen hat.
Etwas unglücklich wirkte der abgetrennte VIP-Bereich direkt vor der Bühne. Trotz stolzer 86 Euro Eintritt blieb er spärlich gefüllt und drückte die Stimmung an der Front. Doch am Ende spielte das keine Rolle mehr. Als das Publikum nach dem letzten Song einfach weitersang und die Band zurück auf die Bühne zwang, war allen klar: Dieser Abend hatte seinen eigenen Zauber.
Und das Beste: Es bleibt nicht bei dieser einen Nacht. Mit Fury Live Twenty Five kündigt die Band für 2025 eine neue große Sommertour an. Ein neues Album ist bereits in Arbeit, und Sänger Kai Wingenfelder verspricht: „The best is yet to come.“ Geldern durfte es schon spüren: Fury sind älter geworden – aber noch lange nicht müde. (nb)

