Electronic Arts: 55-Milliarden-Übernahme formt die Spielewelt neu

Electronic Arts, einer der ältesten und bekanntesten Anbieter digitaler interaktiver Unterhaltung, wird für 55 Milliarden US-Dollar in neue Hände überführt. Ein Konsortium aus dem saudischen Staatsfonds Public Investment Fund (PIF), dem US-Investor Silver Lake und der Investmentfirma Affinity Partners übernimmt den Konzern vollständig.
Von KM-Redakteur Dietmar Thelen

Magazin – Die Aktionäre erhalten 210 Dollar pro Aktie, ein Aufschlag von 25 Prozent auf den bisherigen Kurs, der zuletzt stabil bei etwa 170 Dollar lag. Die Übernahme soll dem Unternehmen die Flexibilität verschaffen, langfristige Wachstumsstrategien unabhängig von kurzfristigen Börsenanforderungen umzusetzen. Mit der Privatisierung entfallen die quartalsweise Berichterstattung und der Druck durch Analysten, was Investitionen in neue Technologien, Spieleentwicklungen und internationale Expansionspläne beschleunigen könnte.

Die Finanzierung des Deals erfolgt durch eine Kombination aus Eigen- und Fremdkapital. JPMorgan stellt rund 20 Milliarden US-Dollar in Form von Krediten bereit. Die Investoren PIF, Silver Lake und Affinity Partners decken den Rest über eigene Mittel ab, wobei PIF seinen bisherigen Anteil von 9,9 Prozent in die neue Gesellschaft einbringt, anstatt diesen zu verkaufen. Die komplexe Finanzierungsstruktur gilt als eine der größten Barinvestitionen eines Sponsors in der Geschichte der Videospielindustrie.

Electronic Arts verfügt über ein umfangreiches Portfolio weltweit bekannter Marken. EA Sports FC 26 führt aktuell die Verkaufscharts an, während Battlefield 6 kurz vor der Veröffentlichung steht. Weitere erfolgreiche Reihen wie Apex Legends, Die Sims, Madden NFL, Dragon Age, Need for Speed und Titanfall bilden die Grundlage des Unternehmensgeschäfts. Unter der neuen Eigentümerstruktur ist noch unklar, inwieweit strategische Anpassungen oder Investitionsschwerpunkte verändert werden.

Der Hauptsitz des Unternehmens bleibt in Redwood City, Kalifornien, und die bisherige Führungsstruktur bleibt weitgehend unverändert. Dies soll Kontinuität in laufenden Projekten gewährleisten und die Umsetzung bestehender Entwicklungspläne sichern. Gleichzeitig könnten die neuen Eigentümer die Möglichkeiten zur globalen Expansion und zur Integration neuer Technologien erheblich erweitern.

Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aktionäre und der Genehmigung durch die zuständigen Behörden. Der Abschluss wird voraussichtlich im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2027 erfolgen. Sollte die Genehmigung erfolgen, handelt es sich um einen der größten Take-Private-Deals der jüngeren Vergangenheit: Ein börsennotiertes Unternehmen verschwindet vollständig in privater Hand und wird ausschließlich bar bezahlt.

Die neue Eigentümerstruktur könnte nicht nur die operative Flexibilität erhöhen, sondern auch neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Experten erwarten, dass EA künftig schneller auf Marktveränderungen reagieren kann und die Entwicklung von Virtual-Reality-Inhalten, Cloud-Gaming und internationalen Lizenzprojekten beschleunigt wird. Die Kombination aus Kapital, globalen Netzwerken und strategischem Know-how der neuen Eigentümer bietet die Möglichkeit, EA als globalen Technologieführer im Bereich interaktive Unterhaltung weiter zu etablieren.

EA wurde 1982 gegründet und erzielte im Geschäftsjahr 2025 einen Nettoumsatz von rund 7,5 Milliarden US-Dollar. Mit mehr als 13.000 Mitarbeitenden weltweit entwickelt das Unternehmen Spiele für Konsolen, PCs und mobile Endgeräte. Die bevorstehende Privatisierung könnte die bisherige Wachstumsdynamik verstärken und neue Investitionspotenziale erschließen.

Die rechtliche und finanzielle Beratung der Übernahme erfolgte durch führende Banken und Kanzleien. Goldman Sachs übernahm die Finanzberatung für EA, während renommierte Anwaltskanzleien die Strukturierung und Vertragsgestaltung begleiteten. Auf Seiten des Konsortiums wurden internationale Rechts- und Finanzexperten hinzugezogen, um die komplexen Aspekte der Transaktion abzusichern.

Mit dem Abschluss des Deals wird die Gaming-Branche einen ihrer größten Eigentümerwechsel erleben. Electronic Arts könnte durch die Privatisierung schneller auf Markttrends reagieren, seine weltweiten Marken ausbauen und seine Position als einer der führenden Anbieter digitaler Unterhaltung weiter festigen. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich der Branchenriese unter der neuen Eigentümerstruktur entwickeln wird und welche strategischen Impulse sich daraus für die globale Spieleindustrie ergeben. (dt)

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