Die Suche nach dem verlorenen Lächeln: Auguste Corteaus ‚Der Sohn der Mona Lisa‘

„Der Sohn der Mona Lisa“ ist ein bemerkenswerter deutsch-griechischer Roman von Auguste Corteau, dem Pseudonym des griechischen Schriftstellers und Übersetzers Petros Chatzopoulos.
Von Booktokerin und KM-Redakteurin Luisa Müller

Rezension – Der in Thessaloniki geborene Corteau hat mit diesem Werk ein literarisches Meisterwerk geschaffen, das sich tief in die Psyche eines der berühmtesten Künstler der Geschichte, Leonardo da Vinci, hineinwagt.

Die Handlung des Romans basiert auf den frühen Kindheitserinnerungen von Leonardo da Vinci und beleuchtet die schmerzvolle Trennung von seiner Mutter im Alter von fünf Jahren. Corteau greift hier auf die psychoanalytischen Theorien von Sigmund Freud zurück, der in seinen Studien zu dem Schluss kam, dass Leonardo sein Leben lang nach dem Bild seiner verlorenen Mutter suchte und dieses schließlich in der Mona Lisa, dem Gesicht von Lisa Gherardini, wiederfand. Corteau schildert diese Suche nach mütterlicher Zuwendung und Trost mit einer Intensität, die den Leser tief berührt und zum Nachdenken anregt.

Die autobiographischen Parallelen zwischen Corteau und Leonardo da Vinci sind nicht zu übersehen. Der Verlust seiner eigenen Mutter, die an einer bipolaren Störung litt und sich das Leben nahm, hatte einen prägenden Einfluss auf Corteaus Leben und Werk. Diese Erfahrung verarbeitete er bereits in seinem Roman „Katerina“, der 2014 auch auf die Bühne gebracht wurde. In „Der Sohn der Mona Lisa“ jedoch bringt er diese Themen auf eine neue, universellere Ebene.

Corteaus schriftstellerische Karriere begann 1999 mit der Veröffentlichung seiner ersten Kurzgeschichtensammlung „Das Buch der Laster“, die stark von den Werken des Marquis de Sade beeinflusst war. Im Laufe der Jahre wandte er sich jedoch Themen wie Tod, Depression, Mutterschaft und Liebe zu, was auch in seinem neuesten Werk deutlich zum Ausdruck kommt. Neben seinen Romanen hat Corteau Gedichte, Theaterstücke und Kinderbücher veröffentlicht und vor allem Werke der modernen amerikanischen Literatur, wie John Updike, Annie Proulx und Cormac McCarthy, ins Griechische übersetzt.

Seine literarische Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem griechischen Nationalbuchpreis für Kinderliteratur und dem IBBY-Preis. Auch auf internationaler Ebene hat er Anerkennung gefunden, wie seine Einladung als Gastdozent an der International Writing Program Fall Residency der Universität Iowa im Jahr 2014 zeigt.

Corteau ist zudem ein engagierter Kämpfer gegen sexuelle Diskriminierung und Gewalt gegen sexuelle Minderheiten in Griechenland. Seine Thesen und sein Einsatz für die Rechte Homosexueller haben ihm sowohl Bewunderung als auch Anfeindungen eingebracht. Im November 2014 heiratete er seinen Partner in New York, und sie waren eines der ersten Paare, die im Januar 2016 einen Partnerschaftsvertrag in Griechenland unterzeichneten.

„Der Sohn der Mona Lisa“ ist nicht nur ein Roman über Verlust und Sehnsucht, sondern auch eine Hommage an die universelle und zeitlose Suche nach Liebe und Geborgenheit. Corteau gelingt es, die historischen Fakten mit einer tiefen emotionalen Wahrheit zu verweben und schafft damit ein Werk, das sowohl literarisch anspruchsvoll als auch emotional zugänglich ist. Es ist ein Buch, das lange nach dem Lesen im Gedächtnis bleibt und zum erneuten Lesen einlädt. (lm)

9,90 Euro, Kater Literaturverlag, Taschenbuch, zweisprachig – deutsch/griechisch, 148 Seiten, ISBN 978-3-944514-37-6

Foto: Kultur-macht

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