Eine Reise der Gefühle zwischen zwei Welten: „Mama, komm bald wieder“

„Mama, komm bald wieder“ ist mehr als nur ein Buch – es ist ein emotionaler Tribut an die Generationen griechischer Kinder, deren Leben durch die Emigration ihrer Eltern tiefgreifend verändert wurde. Geschrieben von Eleni Delidimitriou-Tsakmaki, einer Autorin, deren eigenes Leben von der Auswanderung geprägt ist, bietet das Buch einen unverfälschten Einblick in die zerrissenen Herzen der Zurückgebliebenen und den Schmerz der Entwurzelung.
Von Booktokerin und KM-Redakteurin Luisa Müller

Rezension – Eleni Delidimitriou-Tsakmaki wurde 1938 in Zangliweri bei Thessaloniki geboren und wuchs während der Wirren des Zweiten Weltkriegs in Katerini auf. Mit 17 Jahren heiratete sie und zog 1961 mit ihrem Ehemann nach Deutschland, um den finanziellen Nöten zu entkommen. Diese biografischen Eckdaten sind nicht nur trockene Fakten, sondern sie formen den Hintergrund eines Lebens, das zwischen zwei Kulturen, zwei Heimaten und unzähligen Herausforderungen stattfand.

In „Mama, komm bald wieder“ greift die Autorin diese persönliche Erfahrung auf und verwebt sie zu einem eindrucksvollen Erzählteppich. Die zweisprachige Erzählung – in Deutsch und Griechisch – bringt die kulturelle Dualität nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich zum Ausdruck.

Das Buch handelt von dem mutigen Kampf der griechischen Kinder, die zurückgelassen wurden, während ihre Eltern im Ausland nach einem besseren Leben suchten. Die Autorin schildert eindrücklich, wie diese Kinder tapfer und unerschütterlich den Widrigkeiten trotzen und sich in zwei Heimatländer aufteilen müssen, die ihnen beide fremd sind. Dabei dominieren Kampfgeist, Menschlichkeit und liebevolle familiäre Beziehungen die Erzählung. Doch hinter dieser Tapferkeit schimmert stets der Schmerz der Auswanderung hindurch – ein Schmerz, der nicht nur die Kinder, sondern auch die zurückgebliebenen Familienangehörigen und die Auswanderer selbst betrifft. Die Übersetzung aus dem Neugriechischen von Chrissi Argiriadou-Hermann trägt dazu bei, dass die Erzählung authentisch und zugänglich bleibt.

Eleni Delidimitriou-Tsakmaki begann ihre schriftstellerische Karriere im Alter von 54 Jahren, nachdem sie den harten Kampf um grundlegende Lebensbedingungen und familiäre Verpflichtungen gemeistert hatte. Bis heute hat sie fünfzehn Bücher und sechs Theaterstücke geschrieben, die sich oft mit den Themen Auswanderung und Identität befassen. Ihre Werke, darunter die Autobiographien „Die Stoffpuppe“ und „Die ewige Suche nach der Heimat“, sowie die Novelle „Aris, der Sohn des Emigranten“, wurden ins Deutsche übersetzt und zeugen von ihrer tiefen Verbundenheit mit beiden Kulturen.

Ihre herausragende Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Ehrenpreis der Vereinigung der Schriftsteller Griechenlands und dem ersten Preis beim Theaterfestival der Universität Rethimnon in Kreta. Auch als Protagonistin in Dokumentarfilmen wie „Töchter des Aufbruchs“ (2012) und „Wo die Träume warten“ (2023) erzählt sie eindrucksvoll von ihrem Leben und den Erfahrungen der griechischen Emigranten.

„Mama, komm bald wieder“ ist ein Buch, das tief berührt und zum Nachdenken anregt. Es ist ein Zeugnis der Tapferkeit und des Schmerzes, das die Herzen der Leser erreicht und sie dazu einlädt, die Geschichten der griechischen Emigranten und ihrer Kinder aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Eleni Delidimitriou-Tsakmaki gelingt es meisterhaft, ihre eigenen Erfahrungen und die ihrer Generation in eine kraftvolle Erzählung zu verwandeln, die noch lange nachklingt. Ein unverzichtbares Werk für alle, die sich für Migration, Identität und die menschliche Widerstandskraft interessieren (12,90 Euro, Taschenbuch, Kater Literaturverlag, deutsch/griechisch, 232 Seiten, ISBN 978-3-944514-36-9). (lm)

Foto: Kultur-macht

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