„So wie jeden Tag die Sonne aufgeht, gibt’s jeden Tag ein bisschen Hass aufs Handy“: So beschreibt die Schülerin Sam ihren Alltag. Sams Eltern stammen aus Angola. Und bald gilt dieser Satz auch für ihre jüngeren Mitschüler Lennard und Finn, die eigentlich nur mit lustigen Videos auf Social Media berühmt werden wollten.
Literatur – Autor Jörg Isermeyer beschreibt in seinem Jugendroman „Egal war gestern“, wie schnell sich rechte Hetze im Netz verbreitet und das Leben junger Menschen vergiftet. Für sein Werk erhält er jetzt den Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher. Die Auszeichnung der Landesregierung wird 2025 zum 42. Mal vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert.
Kulturministerin Ina Brandes: „Literatur für Kinder und Jugendliche ist dann besonders erfolgreich, wenn sie einen direkten Bezug zur Lebenswelt der jungen Menschen herstellt. Jörg Isermeyer ist es hervorragend gelungen, die allgegenwärtige Beschäftigung mit Social Media zu einer berührenden Geschichte zu verarbeiten, die ganz unterschiedliche Probleme anspricht: Hassparolen gegen Ausländer, übersteigerte Suche nach Anerkennung im Internet und Loyalität unter Freunden. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre, die Freude macht und zugleich zum Nachdenken anregt.“
Der Jugendroman „Egal war gestern“, der im unabhängigen Wuppertaler Peter Hammer Verlag erschienen ist, erzählt aus der Schüler-Perspektive, was passieren kann, wenn man mit Social-Media-Videos berühmt werden möchte. Weil Finn und Lennard mit ihrer Mitschülerin Sam einen Pakt schließen, um gemeinsam die Reichweiten ihrer Kanäle zu steigern, werden auch ihre Kanäle plötzlich mit Hasskommentaren und Bedrohungen überflutet. Auch Finn gerät so in einen Strudel aus hasserfüllten Postings und muss überlegen, welche Haltung er einnimmt.
Die Jury hob besonders hervor, dass Isermeyer in seinem Roman in hohem Maße zur Identifikation einlädt. Der Autor durchsetze seine Erzählung mit vielen verschiedenen Textformaten von Social Media – Kommentare, Blogeinträge, Emojis – und gestalte ihn so lebendig und lebensnah. Souverän und mit viel Humor bringe er seinen jugendlichen Lesern die Social-Media-Welt nahe und zeige auch ihre grausamen Seiten auf. Ein lebensnahes Buch, urteilte die Jury, das angesichts der politischen Situation in Deutschland, Europa und weltweit zeige, wie soziale Mechanismen und digitale Algorithmen funktionieren.
Der Gustav-Heinemann-Friedenspreis zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen für deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur. Mit dem Preis wird jährlich ein Buch prämiert, das junge Leserinnen und Leser ermutigt, sich für Menschenrechte, für zivile Formen der Konfliktbewältigung, für Toleranz und gegen Gewalt zu engagieren. Die Ehrung erinnert an das friedenspolitische Engagement des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann (1899 –1976). Betreut wird der Preis von der Landeszentrale für politische Bildung im Ministerium für Kultur und Wissenschaft. Kulturministerin Ina Brandes wird den Preis in der Wissenswerkstadt Bielefeld Ende November an Autor Jörg Isermeyer überreichen. (opm)
