Am Abend des 6. Januar 2025 verwandelte Roland Jankowsky, bekannt als der schräg-liebenswerte Kommissar Overbeck aus der ZDF-Serie „Wilsberg“, das Mönchengladbacher TiG (Theater im Gründungshaus) in einen Schauplatz literarischer Abgründe und grotesken Humors. Mit seinem Programm „Wenn Overbeck kommt…“ bot er seinem Publikum eine Lesung, die gleichermaßen zum Lachen, Staunen und Nachdenken einlud.
Von KM-Redakteurin Sabrina Köhler
Kultur – Seit über 25 Jahren brilliert Jankowsky in seiner Paraderolle als Overbeck, dem impulsiven „Dirty Harry von Münster“. Doch an diesem Abend schlüpfte er in eine neue Rolle – die des Erzählers mörderisch-skurriler Kurzgeschichten. In seiner markanten Stimme ließen er Figuren lebendig werden, die zwischen Wahnsinn und alltagsgroteske Schwankten. Jede Geschichte bietet überraschende Wendungen, schwarzen Humor und fesselnde Momente.
„Nicht jede Kugel, die trifft, trifft auch den Richtigen“, erklärte Jankowsky augenzwinkernd zu Beginn und entführte die Zuhörer in die schräge Welt von Killern, absurden Nachbarschaftsstreitigkeiten und menschlichen Abgründen.
Eine der Geschichten, „Der Teich“, demonstrierte eindrucksvoll Jankowskys Fähigkeit, die Grenze zwischen Komik und Tragik auszuloten. Als besessener Nachbar, der einen Sportwagen durch die Nacht jagt, fesselte er das Publikum mit seiner Mimik, Gestik und dem abrupten Wechsel zwischen Wahnsinn und scheinbarer Normalität. Am Ende der Geschichte bleibt nichts wie erwartet: Während der Pitbull im Kofferraum überlebt, endet die Fahrt für den Erzähler tödlich. „Böse, böse. „Aber wer andere eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“, kommentierte Jankowsky trocken und erntete dafür schallendes Gelächter.
Was Jankowsky so außergewöhnlich macht, ist seine Fähigkeit, jede Figur mit seiner Stimme und seiner Präsenz unverwechselbar zu machen. Ob er sanft und leise flüstert oder impulsiv ausbricht – er zieht das Publikum in seinen Bann. Die vier gelesenen Geschichten, alle aus seiner eigenen Sammlung herausgegeben, bieten einen Einblick in die schrägen Welten verschiedener Autoren, die perfekt zu seinem Stil passen.
Doch der Abend war nicht nur grotesk und humorvoll. In einer nachdenklichen Pause berichtete Jankowsky von seiner Arbeit als Botschafter für das Hilfsprojekt „Togo Neuer Horizont“. Er schilderte eindrucksvoll die Lebenswirklichkeiten in Togo: Kinder, die kilometerweit laufen müssen, um Wasser zu holen, und Menschen, die ohne Bargeld keine medizinische Hilfe erhalten. „Die Folgen des Klimawandels sind auch dort spürbar – ein Brunnen muss 150 Meter tief gebohrt werden, fast so tief wie der Kölner Dom hoch ist“, erklärte er und appellierte für mehr Unterstützung vor Ort.
Mit einem Mix aus schwarzem Humor, schauspielerischer Brillanz und sozialem Engagement bot Roland Jankowsky ein Programm, das in seiner Vielfalt einzigartig war. Sein Publikum belohnte ihn mit begeistertem Applaus, und wer ihn verpasst hat, kann auf sein Hörbuch „Die verlorene Bibliothek“ ausweichen – auch hier zeigt sich seine Meisterschaft als Sprecher. (sk)