La Palma bietet Bühne für eines der faszinierendsten Festivals unserer Zeit – eine Woche voller Staunen, Erkenntnis und Klang.
Von KM-Redakteurin Sabrina Köhler
La Palma – Auf der kleinen Kanareninsel mit dem vielleicht klarsten Sternenhimmel Europas wurde Ende April nicht weniger als das Universum gefeiert – und der menschliche Drang, es zu verstehen. Das STARMUS Festival 2025, eine spektakuläre Fusion aus Wissenschaft, Musik und Kunst, verwandelte La Palma vom 25. bis 30. April in einen lebendigen Treffpunkt für Pioniere, Denkerinnen und Künstler aus aller Welt.

Das Festival, das seit 2011 weltweit gastiert, ist mehr als eine bloße Veranstaltung – es ist eine Idee: Wissenschaft und Kreativität gehören zusammen. Sie sollen nicht hinter verschlossenen Universitäten oder Konzertbühnen stattfinden, sondern auf Straßen, Plätzen und im Herzen der Gesellschaft. STARMUS bringt diese Idee zum Strahlen.
Die Atmosphäre: entspannt, offen, neugierig. Nobelpreisträger und Raumfahrer diskutierten mit Schüler:innen, Musiker mit Teleskopfans, Umweltaktivistinnen mit Physikprofessoren. Es war ein Miteinander ohne Hierarchie, geprägt von gegenseitigem Respekt und einer gemeinsamen Begeisterung für Erkenntnis.
Im Zentrum standen die Keynote Lectures – hochkarätige Vorträge, die weit mehr waren als akademische Präsentationen. Sie erzählten von Durchbrüchen, Zweifeln, Utopien und Verantwortung. Da war Kip Thorne, Nobelpreisträger und Gravitationswellen-Entdecker, der nicht nur über die Tiefe des Raums, sondern auch über die Freundschaft mit Stephen Hawking sprach – persönlich, humorvoll, bewegend. Jane Goodall nahm das Publikum mit auf ihre Reise vom Hühnerstall ihrer Kindheit bis in die Regenwälder Afrikas. Mit leiser Stimme, aber klarer Botschaft: Hoffnung sei kein naives Konzept, sondern eine Handlungskraft – „es kommt auf jeden Einzelnen an“.

Auch Chris Hadfield, ehemaliger Astronaut und Musiker, überzeugte mit einer Mischung aus technischer Präzision, Charisma und seinem unnachahmlichen Blick aus dem Orbit auf die Menschheit. Dazu präsentierten junge ESA-Astronauten wie Pablo Álvarez Fernández und Dr. Sara García Alonso neue Perspektiven auf das Leben im All – inklusiv, vielfältig, visionär.
Ein weiteres Highlight: das Ultrasonic Konzert am 26. April im Hafen von Tazacorte. Hier verschmolzen Wissenschaft und Sound zu einer interstellaren Show – mit monumentaler Bühne, Lichtkunst, Projektionen und einer eigens komponierten Klangwelt.
Die STARMUS All Stars brachten internationalen Rockglanz nach La Palma, angeführt von Musikgrößen wie Glenn Hughes und Ron Thal. Unterstützt von lateinamerikanischen Acts wie Jorge Drexler, der chilenischen Band FLANGR oder dem elektronischen Musiker-Astronauten Chris Boshuizen, entwickelte sich ein Abend, der in Erinnerung bleiben wird.
STARMUS überzeugte nicht nur durch Inhalte, sondern auch durch Stil: Die Vorträge waren anspruchsvoll, aber verständlich – oft durchsetzt mit Witz und Geschichten. Als zwischen zwei Präsentationen plötzlich Yoga-Dehnübungen auf dem Programm standen, machte das gesamte Publikum mit – von Nobelpreisträger bis Schülergruppe. „And reach for the stars“, hieß es zum Abschluss.
Diese Leichtigkeit zog sich durch das ganze Festival. Selbst wenn politische und gesellschaftliche Spannungen thematisiert wurden – etwa die wachsende Wissenschaftsfeindlichkeit in bestimmten Ländern – blieb der Grundton positiv: Veränderung ist möglich. Und notwendig.

Bemerkenswert war auch 2025 wieder die Zugänglichkeit des Festivals. Alle Veranstaltungen waren kostenfrei. Kein elitäres Ticketing, kein Abgrenzen, kein „Wir hier – ihr da“. Sondern ein echtes Einladen: von Schülergruppen bis Seniorinnen, von Wissenschaftsinteressierten bis Neugierigen, die eigentlich „nur mal schauen“ wollten – und dann mit funkelnden Augen blieben.
Dass Wissenschaftler bereitwillig Poster, Bücher und sogar Fotobände signierten, war keine PR-Geste, sondern gelebte Wertschätzung. STARMUS zeigte, was möglich ist, wenn Wissen geteilt wird – nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe. (sk)